Stille in einem Hörspiel kann zur Dramatik beitragen, nur wenn sie zu lange anhält, dann wandelt sich die Spannung erst in Verwirrung und dann in Unwillen. Dasselbe gilt wohl auch für Hörspielproduktionen, darum wollen wir euch kurz auf dem Laufenden halten, wie es um Little More Sonic steht:
Beim Schnitt von „Diener der Erkenntnis“ sind wir leider in etwas Tüdel geraten, da unser Toningenieur Wolfgang vorübergehend aus dem Projekt aussteigen musste. So ist zwar ein Grobschnitt (Welche Takes nehmen wir? In welcher Reihenfolge?) schon mal fertiggestellt, aber wir sind noch am Überlegen wie wir das ohne Wolfgangs ruhige Hand und feines Gehör in einen Feinschnitt (Akustik und Timing der Stimm-Spuren, Geräusche und Musik unterlegen) umwandeln können.
Gleichzeitig macht immerhin die Episode 3, „Das Kairos-Experiment“ (3. Doctor und Sarah-Jane) Fortschritte; das Exposé ist von der Chefin abgesegnet und ich sitze derzeit über dem ersten Entwurf des Drehbuchs. Vermutlich wird Sina da nochmal mit einer Schere drübergehen, sonst wird das Werk ein bisschen episch — nach ca. 30 Seiten kommen wir jetzt erst langsam zum Höhepunkt.
Ich persönlich halte es zwar mit Pontius Pilatus — „Was ich geschrieben habe, bleibt“ –, kann mich damit aber nicht immer durchsetzen. Was der Dramatik der Geschichte aber sicher eher zuträglich ist… ;-)
… sondern in der Maus: Die Schnittarbeiten für Episode 2, „Diener der Erkenntnis“ haben begonnen.
Da Wolfgang derzeit nicht mehr soviel Zeit in das Projekt investieren kann, wie er gern möchte, ist die erste Phase des Schnitts auf mich übergegangen. Hierbei wählen wir aus den einzelnen Takes, die wir für jeden Satz aufgenommen haben, jeweils denjenigen aus, den wir verwenden wollen, schneiden ihn schön zurecht, und bringen die Teile dann auch noch in die hoffentlich richtige Reihenfolge, ohne etwas auszulassen. Das sieht dann ungefähr so aus:
Screenshot von „Audacity“: Szene 2 von „Diener der Erkenntnis“
Nicht ganz so komplex wie der folgende Feinschnitt, aber auch schon eine ordentliche Fummelei, vor allem, wenn man seines Schnittprogramms — in meinem Fall die OpenSource-Software Audacity — nicht so sehr Herr ist, wie man das gerne hätte.
An diesem Nachmittag sind die ersten beiden der fünf aufgenommenen Szenen drangekommen; das sind ungefähr 15 Minuten Spieldauer. Wenn dieser Rohschnitt Gefallen vor dem Auge (bzw. Ohr) der Chefin findet, geht er an Wolfgang, der den Sound gefällig abmischt — damit beispielsweise Barbara, wenn sie die Zuhörer direkt anspricht, anders als während ihrer Dialoge klingt, oder damit die Gespräche in der TARDIS eine andere Akustik haben als in der Bibliothek von Alexandria.
Was noch fehlt, sind natürlich die Musik, Geräuscheffekte (wie z.B. das Schwertergeklirr, wenn Ian gegen Legionär Catilina ficht) und „Ambiente“, also Hintergrundgeräusche wie das Wummern einer TARDIS. Während sich Bryan der digitalen Effekte annimmt, werde ich diverse Archive für freie Geräuschdateien (wie z.B. Freesound) nach geeignetem Material durchforsten.
Wenn Musik, Geräusche und abgemischte Dialoge vorliegen, kommt’s mit dem „Feinschnitt“ zur letzten Phase, wo dann alles sauber getimt werden muss (damit die Dialoge auch den richtigen Rhythmus bekommen und Geräusche und Musik im richtigen Moment einsetzen), und wo noch einmal die Gelegenheit besteht, nochmal etwas zu ändern.
Und dann, dann kann man sich langsam Gedanken über die nächste Release-Party machen… ;-)
Über das Wochenende waren wir wieder zugange — „Oops, we did it again“, wie Wolfgang so passend meinte: Die zweite Folge unserer Hörspiele ist in der Rohfassung im Kasten!
Diesmal verschlägt es den ersten Doctor (William Hartnell) mit Ian und Barbara ins alte Ägypten, und Ian wäre nicht Ian, wenn er sich nicht Gedanken machte, wie er Kleopatra zum Tee einladen könnte…
Das Team umfasste mit Barbara (die Barbara spielt — wir dachten, das ist am einfachsten, da müssen wir uns keine Gedanken machen, wie wir sie rufen ;-)) und Doris zwei altbekannte Talente. Ergänzt wurde das Sprecherteam mit Johannes als Ian, Norbert als dem Doctor und Yorgos als Legionär Catilina.
Vor den Erfolg haben die Götter aber bekanntermaßen den Schweiß gesetzt, und in unserem Fall bedeutete das, einen kleinen Raum im Fürther Clinc *) als Behelfsstudio herzurichten, nachdem Wolfgang mit der Akustik unseres alten Aufnahmeraums auf dem Quellegelände nicht zufrieden war.
Unser Studio, das Foyer vor dem Umbau (und nach dem Rückbau). Diesen Raum galt es, einigermaßen zu schallisolieren und von den Reflektionen der nackten Wände zu befreien.
So ging es am Freitag erstmal mit alten Matrazen und viel Improvisation zu Werk.
Duct Tape hält alles. Man beachte den stylischen Kronleuchter.
Das Ergebnis war nicht unbedingt schön, aber zweckmäßig.
Abschließender Soundcheck: Wolfgang ist noch ein wenig skeptisch.
Am folgenden Samstag ging es dann nach entspanntem Brunch (Danke für’s „Catering“, Barbara und Yorgos!) zu Werke:
Barbara (Barbara), Johannes (Ian) und Norbert (Doctor). Der Kronleuchter ist immer noch da!Die Regisseurin hadert mit dem Script.Johannes dagegen ist ganz zufrieden damit.Pause für Doris (Reneneth, die kurz mal die Mails checkt) und Yorgos (Catilina), der… nochmal im Geist den Text durchgeht.Wolfgang, der immer ein offenes Ohr für uns hatte. (Scherz)„The face on the cutting room floor“, oder: Wie erzeugt man am realistischsten das Geräusch eines zu Boden fallenden menschlichen Körpers? — Richtig…
Kaum sechs Stunden später waren wir dann fertig. Nach dem Rückbau des Foyers gab’s dann noch eine kleine Nachbesprechung in der örtlichen Kneipe (von der es aber keine Bilder gibt… ;-))
Es sei dazu nur soviel gesagt:
„Sie sind alle so doof, und ich bin ihr Chef…“
Jetzt geht es wie üblich ans Eingemachte, nämlich die Arbeit des Schneidens, Puzzlens und Nachvertonens, damit am Schluss wieder ein Ganzes herauskommt. Da stecken noch ein paar Tage Arbeit vor uns drin, bevor wir wieder eine Release-Party schmeißen können — Ich möchte aber auf jeden Fall jetzt schon sagen, wieviel Spaß es gemacht hat, mit so einem tollen Team zusammenzuarbeiten. Es war erstaunlich, was unsere „Voice Talents“ aus sich und ihren Rollen gemacht haben, Wolfgangs Sorgfalt und Sinas Geduld sind ehrfurchtgebietend, und es ist grandios, mit dabei zu sein, wenn die Skript-Ideen, die man selber im Kopf hatte, zum Leben erwachen und „real“ werden. Ich freu mich auf jeden Fall auf die kommenden Geschichten!
*) Danke auch nochmals den Künstlern und Werklern im Clinc, die uns diese Gelegenheit nutzen ließen, auch wenn wir sie während Umbauten und Aufnahmen stellenweise empfindlich behindert haben. Es ist sehr schade, dass auch das Clinc dem Tod geweiht ist und wohl noch diesen Sommer abgerissen werden wird.